ReportageWeil Träume zum Leben da sindClaudia Wolf sowie die Schwestern Barbara Elmer-Reyelt und Iris Seidensticker aus dem Cuxland haben sich ihren Herzenswunsch erfüllt - mit einem Café und der eigenen Modeboutique.
Von Jara Tiedemann und Josip Pejic
Oft begleiten uns Träume jahrelang.
Immer mal wieder denken wir über sie nach und doch schaffen wir häufig den Absprung nicht. „Weil wir Angst vorm Scheitern haben oder schlichtweg zu bequem sind“, weiß Expertin Eva Wlodarek. Dabei lohnt es sich, mutig zu sein und etwas zu wagen. Und zwar in jeder Hinsicht.
Weil Träume zum Leben da sind - Teil 1Das beste Beispiel dafür ist die gebürtige Hemmoorerin Claudia Wolf.
Im Dezember letzten Jahres hat sie sich mit ihrem Café „Cuxhavener Kaffeerøster“ in Cuxhaven selbstständig gemacht und sich damit einen lang gehegten Herzenswunsch erfüllt. „Fast 15 Jahre schlummerte die Idee in mir, meinen eigenen Kaffee zu rösten“, verrät die 49-Jährige.
Die Kaffeegeschichte geht ihr nicht aus dem Kopf.
Auf den Geschmack kommt sie, als sie damals im
pharmazeutischen Außendienst in der Hallertau unterwegs ist und durch Zufall
ein kleines Bistro entdeckt, in dem es ausschließlich selbst gerösteten Kaffee
gibt. „Ich war sofort angefixt“, erinnert sie sich.
Trotzdem: Es vergehen Jahre, bis sie es anpackt.
Zwischenzeitlich verschlägt es sie und ihren Lebensgefährten sogar für einige
Zeit nach München. Dort arbeitet Claudia für eine Einrichtungsfirma. „Ich
wusste aber immer, dass ich irgendwann wieder zurück nach Cuxhaven möchte.“ Und
auch die Kaffeegeschichte will ihr nicht aus dem Kopf gehen.
Video: Cuxhavener Kaffeerøster
Reinkommen, runterkommen und eine gute Tasse Kaffee trinken. Darauf können sich die Gäste von Claudia Wolf freuen. Nach 15 Jahren hat sich die 49-jährige mit ihrem Café „Cuxhavener Kaffeerøster“ einen großen Herzenswunsch erfüllt und den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Ihr Business: Kaffee. Den röstet sie mit viel Leidenschaft und Liebe gleich nebenan.
Die Vision vor Augen.
Claudia beginnt, Röstseminare zu belegen, lernt alles über Sensorik, Flavours – und wie man Kaffee zusammenstellt. Als sie erfährt, dass der kleine Laden im Alten Deichweg in Cuxhaven einen neuen Mieter sucht, schlägt sie zu. „Als ich den Raum zum ersten Mal betreten haben, hatte ich sofort eine Vision. Ich wusste gleich, wie alles aussehen sollte“, erzählt Claudia mit leuchtenden Augen.
Seit Dezember ist sie nun stolze Besitzerin ihrer eigenen kleinen Kaffeerösterei.
„Meine Gäste sollen sich hier wohlfühlen“, sagt Claudia und strahlt. Dafür sorgt sie nicht nur mit ihrem selbst gerösteten Kaffee, den sie direkt vor Ort herstellt. Auch viele andere selbst gemachte Leckereien bietet sie an. Immer mit dabei: Eine große Portion Liebe.
Claudia ist glücklich.
Das sagt sie nicht nur, das sieht man ihr auch an. „Das ist das Schönste, was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe. Ich bin so stolz“, schwärmt sie. Einen nächsten Traum gibt es aber trotzdem schon. „Mein Ziel ist es, 30 Tonnen Kaffee im Jahr zu produzieren und damit in den Einzelhandel einzusteigen.“
Weil Träume zum Leben da sind - Teil 2Motiviert und voller Elan.
Während die eine ihren Traum von der eigenen Kaffeerösterei lebt, haben sich die Schwestern Iris Seidensticker und Barbara Elmer-Reyelt aus Oberndorf beziehungsweise aus der Wingst mit ihrer eigenen Mode-Boutique selbstständig gemacht.
Ihr großer Traum: Die eigene Boutique.
Begeisterte Modemädchen sind die beiden seit eh und je. „Wir lieben es, uns schön anzuziehen und Dinge zu kombinieren.“
Als gelernte Einzelhandelskauffrau kennt sich Barbara bereits gut im Modebusiness aus.
Und auch ihre Schwester Iris hat als gelernte Schneiderin eine besondere Beziehung zu schönen Stoffen und Schnitten.
Video: Mode-Boutique "Veni Vidi Vici"
Schwestern-Power: Barbara Elmer-Reyelt und Iris Seidensticker haben sich mit "Veni, Vidi, Vici" den Traum von der eigenen Mode-Boutique erfüllt.
„Die Idee schwirrte immer in unseren Köpfen herum. Letztes Jahr waren wir shoppen und sprachen mal wieder darüber.“
Plötzlich wissen beide: Jetzt oder nie. Sie sagen sich: „So, jetzt machen wir das wirklich“, erinnert sich die 47-jährige Barbara.
Gesagt, getan.
Im März diesen Jahres hat „Veni, Vidi, Vici“ in der Cuxhavener Nordersteinstraße seine Türen geöffnet. Dass alles so schnell ging, hätten beide nicht für möglich gehalten. Iris und Barbara leben und lieben, was sie tun und strotzen nur so vor Energie. „Dass wir das zusammen erreicht haben, hat uns zusammengeschweißt. Mit der Anderen macht einfach alles doppelt Spaß.“
Alleingang? Gibt’s bei Iris und Barbara nicht.
„Wir entscheiden alles zusammen und ergänzen uns super. Das ist einfach nur schön.“
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Wieso sind Träume wichtig für uns?
Egal, ob man eine neue Sprache lernen
möchte oder überlegt, sich mit einer tollen Idee selbstständig zu machen –
Träume sind Wegweiser und motivieren uns, etwas zu verändern. Sie treiben uns
an.
Was unterscheidet Träumer von Nicht-
Träumern?
Ganz einfach. Wer Wünsche und Ziele
hat und diese verfolgt, hat automatisch eine viel positivere Ausstrahlung, mehr
Energie und wirkt auch auf andere Menschen interessanter. Deswegen kann man
durchaus sagen, dass Träumer es leichter im Leben haben. Sie strahlen Freude
und Begeisterung aus und das spürt man.
Wie helfen uns Träume im Alltag?
Sie machen unser Leben bunter und
erträglicher. Allein der Gedanke „Was wäre wenn?“ hebt die Stimmung und man
kann für kurze Zeit aus dem Alltag fliehen. Erfüllen wir uns diesen Traum dann
aber tatsächlich, hebt das nicht nur Selbstwertgefühl und -bewusstsein, sondern
stärkt auch unsere Persönlichkeit.
Was hindert uns dennoch oft daran, die Dinge
anzupacken?
Zwei Gefühle sind schuld: Angst und
Bequemlichkeit. Bequemlichkeit, weil es es natürlich seinen Preis hat, bei
einem Marathon zu starten, eine Sprache zu lernen oder sich mit dem Thema
Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Manche Träume erfordern harte Arbeit.
Und dann kommt häufig die Angst dazu. Die Angst, sich zu blamieren, zu
scheitern oder womöglich in eine existenzielle Krise zu rutschen.
Immer mehr Frauen verwirklichen sich ihren
Traum vom eigenen Business. Woher kommt der Trend?
Frauen lassen sich heute nicht mehr
beruflich einschränken und unterdrücken. Sie sagen sich: Nicht mir mir! Es ist
ein starker Freiheitsdrang, der erkennbar ist. Frauen wollen sich ausleben und
entfalten. Und manchmal ist die beste Möglichkeit dafür die Selbstständigkeit.
Sind Frauen heute also stärker?
Ja, denn man kann sagen, das ist jetzt
unsere Zeit! Frauen müssen nicht mehr bescheiden sein. Frauen haben gelernt,
beruflich und privat Forderungen zu stellen und die sollen bitteschön auch
erfüllt werden. Es ist der Gedanke „Jetzt bin ich mal dran“, der heute viele
Frauen antreibt. Das hat natürlich auch viel mit der Emanzipation zu tun.
Was ist ihr Tipp, um Träume zu verwirklichen
und am Ball zu bleiben?
Wichtig ist, sich zu fragen: Was will
ich? Am besten hält man das schriftlich fest. Dabei sollten wir uns
Etappenziele setzten und nichts überstürzen. Wichtig ist auch, mit Rückschlägen
zu rechnen. Die gibt es schließlich immer im Leben, aber wir können daraus
lernen. Um am Ball zu bleiben, hilft aber ein Trick am besten: Augen schließen
und sich vorstellen, wir wären schon am Ziel. Das motiviert ungemein.